Facebook-Skandal

Der „Facebook-Skandal“ ist eine große Lüge und das eigentliche Problem liegt anderswo

Der sogenannte Facebook-Skandal ist gerade in aller Munde. Im Zentrum stehen Mark Zuckerberg, eine dubiose Daten-Marketing-Firma namens Cambridge Analytica und 87 Millionen Facebook Nutzer.

Die Medien berichten von einem der größten Daten-Skandale in der Geschichte. Die meisten haben keine Ahnung davon, was wirklich passiert ist und dass es hier überhaupt keinen Facebook-Skandal gibt. Viele Medien sind auch relativ offen heuchlerisch, verdammen Facebook in den Artikeln und machen direkt darunter Werbung für ihre Facebook Seite.

OE24 zeigt Facebook kritische Berichte und darunter direkt Werbung für die eigene Facebook Seite

OE24 scheint sich nicht entscheiden zu können ob Facebook nun gut oder schlecht ist?

Dieser Artikel ist keine Verteidigung für Facebook. Mark Zuckerbergs Online Gigant ist nicht unschuldig an der Misere, aber der angebliche Facebook-Skandal ist von den Medien und unwissenden oder absichtlich lügenden Politikern heraufbeschwört.

Erfahrene Facebook Marketer müssen über die Firma Cambridge Analytica schmunzeln, wäre das Thema und die politischen Konsequenzen nicht so ernst.

Was ist passiert?

Im Jahr 2007 hat der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg eine folgenschwere neue Strategie vorgestellt. Facebook war nicht mehr nur eine geschlossene Plattform, sondern öffnete seine Tore für sogenannte Facebook-Apps. Das sind kleine Programme, die auf Facebook und seine Daten zugreifen dürfen.

Software Programmierer entwickelten daraufhin unglaublich viele Apps. Die meisten davon waren Spiele und verbreiteten sich rasant. Vielleicht kennst du eine der am häufigsten verwendesten Apps, das Spiel Farmville.

Facebook-Skandal Bildschirmfoto von einer der bekanntesten Facebook Apps - Farmville

Bildschirmfoto von einer der bekanntesten Facebook Apps – Farmville

Damals war Facebook sehr großzügig, was die Daten der Kunden betrifft. Eine App konnte – mit Einverständnis des Facebook-Benutzers – auf dessen Daten, aber oft auch auf die Daten seiner Facebook Freunde zugreifen.

Bildschirmfoto von einer Facebook App, die um Zugriff auf Benutzerinformationen fragt - Facebook-Skandal

Facebook Benutzer mussten einer App den Zugriff zu ihren Freunden erlauben – viele Benutzer taten das ohne nachzudenken.

Diese Apps konnten aber nur auf Informationen zugreifen, die auch die Freunde öffentlich gemacht hatten. Wenn du damals in deinen Facebook-Einstellungen die Weitergabe deiner persönlichen Informationen nicht verboten hattest, dann könntest du auch betroffen sein. Seit 2014 ist diese Weitergabe deiner Infos über Apps, die deine Freunde nutzen, nicht mehr möglich.

Was hat das jetzt mit dem aktuellen Facebook-Skandal zu tun? Ein Cambridge Universitätsprofessor namens Aleksandr Kogan hat eine App entwickelt, die sich „thisisyourdigitallife“ nennt („das ist dein digitales Leben“). Diese App war eine Art Persönlichkeitstest. Sie wurde insgesamt 270.000 Mal installiert und konnte über die Informationen der Freunde persönlich Daten von 87 Millionen Menschen bekommen.

Das ist nicht illegal. Es ist genau das, was Facebook in seiner Schnittstelle allen Apps ermöglicht hatte. Alle diese 87 Millionen Leute hatten die Daten freiwillig auf Facebook veröffentlicht und in ihren Einstellungen nicht untersagt, dass diese Daten auch weitergegeben werden.

Doch der Universitätsprofessor machte einen Fehler. Er gab die Daten an die Firma Cambridge Analytica weiter. Das widerspricht den Richtlinien von Facebook.

Wo ist der Facebook-Skandal?

Die Daten hätten nicht an Cambridge Analytica weitergegeben werden dürfen. Soviel ist klar. Doch dieser Umstand war schon bekannt, seit einer der Führungskräfte von Cambridge Analytica behauptete, sie hätten mit ihren Datenanalyse Donald Trump zum Präsidenten gemacht.

Hauptakteur des Facebook-Skandals Cambridge Analytica Führungskraft beim "Angeben" auf der Bühne

Cambridge Analytica Führungskraft beim „Angeben“ auf der Bühne – Foto von Bryan Bedder/Getty Images

Ich war sehr skeptisch, als ich das damals gelesen hatte. Es machte keinen Sinn, aber es war ein gefundenes Fressen für die Medien, die eine Erklärung für den überraschenden Sieg von Trump wollten.

Die Führungskräfte von Cambridge Analytica behaupteten, dass sie heimlich mit den Daten von Facebook psychologische Profile von Millionen Amerikanern erstellt hatten und diese Daten dazu nutzen, die Wahl zu beeinflussen.

Das Problem dabei ist, dass die vor 2014 gewonnenen Daten über Facebook Seiten, die ein Benutzer mit „Gefällt mir“ markiert hat, auf keinen Fall ausreichen, um detaillierte psychologische Profile zu erstellen.

Außerdem ist es technisch gar nicht möglich, diesen Leuten so genau beeinflussende Werbung zu zeigen. Facebook Benutzer-IDs kann man nicht mehr für Werbeanzeigen verwenden. Wer das behauptet (Cambridge Analytica), der lügt.

Das ganze war eine gewaltige Marketing-Aktion von Cambridge Analytica, die damit finanzkräftige Kunden gewinnen wollte.

Seit kurzem ist die ganze Story wieder in den Medien und man liest ständig vom Facebook-Daten-Skandal. Mark Zuckerberg ist gezwungen, sich reumütig zu entschuldigen und öffentlich Besserung zu geloben.

Er verspricht jetzt mit unseren Daten viel sorgfältiger umzugehen als bisher, obwohl der Zugriff auf die Daten von Facebook-Freunden schon seit 2014 nicht mehr möglich ist.

Wer ist Schuld am Facebook-Skandal?

Immer wenn etwas passiert, wird auch nach einem Schuldigen gesucht. Die Medien und Politiker haben ihn schon gefunden: Mark Zuckerberg und seine globale Datenkrake.

Der Parteivorsitzende der deutschen Grünen Robert Habeck fordert schon die Zerschlagung von Facebook. Die wenigsten Politiker gehen so weit, aber der Ruf nach Konsequenzen wird lauter. Doch wer ist wirklich Schuld an der Misere?

Obwohl Cambridge Analytica nie in der Lage war, die Wahl Trumps zum Präsidenten der USA zu beeinflussen, ist es nicht gut, dass App-Entwickler auf so viele persönliche Daten zugreifen können.

Man muss aber die Kirche im Dorf lassen. Es wurden keine Daten gestohlen. Facebook-Nutzer haben all diese Daten freiwillig veröffentlicht. Es handelt sich auch nicht um Kreditkarten-Daten und auch nicht um Passkopien oder andere sensible Informationen sondern darum, welche Facebook-Seiten ein Nutzer mit „Gefällt mir“ markiert hat, welchen Geburtstag er oder sie hat und welchen Gruppen er oder sie beigetreten ist.

Niemand ist verpflichtet auf Facebook zu sein. Wer keine Lust hat, soll sein Konto löschen und Facebook den Rücken kehren.

Der wahre Schuldige an der Misere ist jeder einzelne Facebook-Nutzer, der leichtfertig seine Daten hergibt. Es gibt zahlreiche Facebook Apps, mit denen du „herausfinden“ kannst, welche Kartoffel du bist oder welcher Freund mit dir alt wird.

Jeder ist selbst Schuld, wenn er bei diesen Apps mitmacht. Denn man gibt damit der App oft sehr großzügigen Zugriff auf alle Daten des eigenen Facebook-Profils (dein Geburtstag, deine Freunde, deine Interessen).

Wo liegt die eigentliche Gefahr?

Die große Gefahr ist nicht, dass Facebook alle deine Daten verkauft. Da Facebook von Anfang an kostenlos war, ist klar, dass das Unternehmen mit Werbung (also der Verwendung deiner Daten) Geld verdienen muss. Das ist keine Überraschung, sondern seit 2004 klar.

Die große Gefahr ist nun, dass übereifrige Politiker, die keine Ahnung davon haben, wie ein Soziales Netzwerk wirklich funktioniert, schlechte Gesetze entwerfen und damit den Standorten Deutschland / Schweiz / Österreich / EU weiter schaden.

Facebook ist nicht das Problem. Das wahre Problem ist, dass die Leute ihre Daten leichtfertig weitergeben. Kein Gesetz der Welt kann das verhindern. Ich möchte damit Facebook nicht von jeder Schuld freisprechen. Mark Zuckerberg und seine Kollegen haben es sicherlich zu einfach gemacht, App-Entwicklern auf die Daten der Facebook-Nutzer Zugriff zu bekommen, aber sie haben diesen Fehler schon 2014 korrigiert.

Welche Konsequenzen hat der „Facebook-Skandal“ für uns?

Deutsche und europäische Politiker können keine globalen Gesetze erstellen. Sie können daher nur Facebook in ihren eigenen Ländern behindern. Das führt dazu, dass IT- und Datenschutzgesetze strenger gemacht werden.

Große Konzerne können sich mit einem Heer von Anwälten meist optimal darauf vorbereiten. Mittelständische Unternehmen, die es dringend notwendig haben, digital aufzuholen und mit dem Online Marketing zu starten um konkurrenzfähig zu bleiben, leiden am stärksten unter sinnlosen Gesetzen, die als blinde Reaktion auf einen angeblichen Skandal im Schnellverfahren erstellt werden. Hier hast du eine genauere Info für dein Unternehmen, zu Facebook Werberichtlinien für deine Landing Page.